Zur Geschichte des Hauses

Die Instandbesetzung der 80er Jahre:
Unsere Zeitrechnung beginnt mit der Besetzung in den frühen 80er Jahren:
Die WAX 34 ist eines von vielen besetzten Häusern in Kreuzberg 61, ungefähr das hundertste Haus in Berlin:
In den Zeiten des extremen Wohnungsmangels besetzen junge Leute die leer stehenden Häuser. In der Willibald-Alexis-Straße 34 soll das Hinterhaus abgerissen werden. Dies verhindern die „InstandbesetzerInnen“. Die Enttäuschung war zunächst groß: winzige Zwei-Zimmer-Wohnungen entsprechen nicht den Vorstellungen der HausbesetzerInnen, der Zustand des Hauses ist stark in Mitleidenschaft gezogen. Doch die jungen Leute lassen sich davon nicht abschrecken: sie nutzen die Wohnungen zusammen, das ganze Hinterhaus braucht zunächst nur eine großzügige Gemeinschaftsküche, so entsteht mehr Wohnraum. 

 Die Legalisierung:

Mitte der 80er Jahre gibt die Gewobag offizielle Mietverträge zu fairen Konditionen – mehrere Wohnungen werden durch Treppenhäuser direkt miteinander verbunden, die BewohnerInnen werden in die Planungen einbezogen. Das Vorderhaus wird saniert, im Hinterhaus erfolgt eine minimale Instandsetzung.

Vom Hausprojekt zu Wohngemeinschaften:
Im Laufe der Jahre differenziert sich das Hausprojekt in den einzelnen Etagen:
Im Hinterhaus nutzen 1984 zwei Groß-WGs zwei Küchen und ein Badezimmer, die Türen stehen alle offen, selbstverständlich geht man auch mal an den Kühlschrank der anderen WG, wenn mal die Milch alle ist....
Im Vorderhaus  pro Etage zwei Wohnungen aufgeteilt worden, außer im 4.OG lebte eine Vierer WG.
Auch im Hinterhaus werden die WGs im Laufe der Jahre kleiner: am größten ist zum Schluss noch die 7ner Frauen-WG, die nach wie vor im vierten Stock duscht. Im Gegenzug zum Duschen, wäscht die Männer-WG mit der Waschmaschine der Frauen-WG, zumindest solange, bis sich die Frauen-WG eine eigene Dusche einbaut...
BesucherInnen der Frauen verzählen sich manchmal im Stockwerk und duschen bei anderen Nachbarn: die Türen stehen ja alle offen und angesichts der Übergänge von Seitenflügel zu Hinterhaus verliert man leicht die Orientierung...
Im 21. Jahrhundert ist der Anteil der WGs deutlich zurückgegangen: dafür wächst der Anteil an Familien.

Die Spekulation beginnt:
2004 wird das Haus aus dem Bestand der Wohnungsbaugesellschaft auf den Freien Markt entlassen. Zu diesem Zeitpunkt entscheiden sich die MieterInnen gegen den Eigenerwerb des Hauses: das Geld ist nicht da, zumal nicht nur der Hauskauf gestemmt werden müsste, sondern die sofortige Sanierung dringend geraten wird. Den BewohnerInnen fehlen die Entschlossenheit und die Perspektive.

Für 600.000 Euro geht das Haus an die österreichische Gesellschaft CITEC. Saniert wird nicht.
Das Haus behält seinen ihm zugehörigen Charakter: das großzügige Treppenhaus ist wichtiger Teil des gemeinschaftlichen Lebens – das Sofa im „Wintergarten“ vor dem Dachboden ist der „Rauchsalon“ und damit beliebter Treffpunkt – die Tafel im Eingangsbereich dient der Hausinternen Kommunikation, aber auch nach außen hin funktioniert sie prima: so schreibt beispielsweise der Schornsteinfeger gerne seine Informationen hier an.

Die Gesellschafterin CITEC wechselt zu SIAG im Jahre 2007.
Weiterhin wird nicht saniert. Das Haus wird nur minimal in Stand gehalten, nicht einmal das Treppenhaus wird regelmäßig gereinigt, auf Mängelanzeigen wird kaum reagiert. Doch dafür lässt die Hausverwaltung die MieterInnen mehr oder weniger in Ruhe gewähren: zwar muss das Sofa und ein Teil der Pflanzen weichen, dafür geht die Hausverwaltung jedoch auf die meisten Gesuche der WG ein, wenn es darum geht, MieterInnen in die Mietverträge einzuwechseln.

Der aktuelle Besitzer - die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen:
Dies ändert sich 2010:
Obwohl der Keller nicht trocken gelegt wurde, obwohl es durch das Dach hereinregnet, obwohl hier fast alle noch mit Kohlen heizen, steigert sich der Wert des Hauses enorm:
Für 1,25 Millionen Euro geht das Haus an die „Willibald-Alexis-Straße 34 GmbH und Co KG“, deren Geschäftsführerin die „Holsteinische Straße 7 GmbH und Co KG“ ist, deren Geschäftsführer zwei Herren aus Israel sind, die durch eine deutschsprachige Koordinatorin und Bevollmächtigte vertreten wird.
So weit, so unübersichtlich.
Noch bevor die MieterInnen über den Hausverkauf informiert wurden, finden Vermessungen statt.

Die Good-Boy-Bad-Boy-Strategie:
Ein „Mieter- und Modernisierungsberater“ bzw. eine „Abstimmerin“ der Eigentümer nehmen Kontakt zu den MieterInnen auf und bitten um Gespräche „zur Abstimmung der gegenseitigen Interessen und Bedürfnisse“. Das Ziel dieser Gespräche wird nicht deutlich: es soll über die bevorstehenden Modernisierungen und Instandsetzungen geredet werden. Warum darüber die Hausverwaltung nicht schriftlich informiert bleibt unbeantwortet.
Die „Mediatorin“ weigert sich, mit der Hausgemeinschaft als Gruppe oder mit deren VertreterInnen zu sprechen. Sie hat Angst vor einer „aufgebrachten Horde“.
Diejenigen, die sich auf Gespräche einlassen, wissen warum: die MieterInnen sollen aus den Wohnungen heraus gekauft werden: Preise zwischen 5000 und 20000 #Euro werden verhandelt.
Ziel ist es, die Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umzuwandeln. Preise von 2400 bis 2600 Euro pro qm werden im Internet beziffert.

Neben diesem „Zuckerbrot“ schlägt die neue Hausverwaltung mit der Peitsche:#

  • Kündigungen werden ausgesprochen
  • Abmahnungen werden erteilt
  • Ein Baugerüst wird im Dezember 2010 aufgestellt, obwohl absehbar ist, dass es in den kommenden Wochen so kalt wird, dass Malerarbeiten unmöglich werden.
  • Ein Architekt läuft durchs Haus, er wird dabei beobachtet, wie er versucht, das Bauamt davon zu überzeugen, die Öfen von den Leitungen abzutrennen, weil er Steigleitungen legen will. Angesichts von minus 10-20°C lehnt das Bauamt dies dankenswerter Weise ab.
  • Die letzte verbliebene Groß-WG (über drei Stockwerke verteilt mit insgesamt 9 Zimmern) wird zerschlagen: das Pärchen, das im Mietvertrag der Wohnung 2. OG HH eingetragen ist, nimmt die angebotenen 20000 Euro nach WG-internen Streits und verlässt den Rest der WG ohne eine eindeutige Ankündigung: ohne Küche, Gemeinschaftszimmer, Dusche, vier Zimmer, 118 qm gehen verloren. Die übrig gebliebenen WG-Mitglieder stehen morgens vor verschlossener Tür, noch heute sind nicht alle Geräte und Gegenstände aus den Gemeinschaftsräumen wieder herausgegeben worden – trotz regelmäßiger Bitten und Eigentumsnachweisen.
  • Der Hausflur wird geräumt.
  • Dem Austausch von MieterInnen wird durch die Hausverwaltung widersprochen.
  • Die Haustür lässt sich nicht mehr abschließen, das Licht im Kohlekeller wird demontiert.
  • Auf Briefe der Hausgemeinschaft, auf Mängelanzeigen der MieterInnen wird nicht reagiert. Die Bauaufsicht wird einbezogen und der Klageweg wird von einzelnen MieterInnen bestritten, insbesondere, da einzelne Öfen/Stränge nicht mehr gut funktionieren.
  • Die Tafel im Hinterhaus wird demontiert, noch bevor die genannte Frist verstrichen ist.

Die Belange der MieterInnen werden deutlich ignoriert, Gesprächsangebote werden abgelehnt. Gleichzeitig wird der Vorwurf erhoben, die MieterInnen, die sich nicht auf Rauskauf- Gespräche einlassen, seien nicht kooperativ.

Der Verkauf der Eigentumswohnungen:
Gleichzeitig geht seit Wochen ein Makler ein- und aus, der KaufinteressentInnen Wohnungen und die Dachstühle als „Rohlinge“ zeigen. Den Kaufinteressenten wird im Internet versprochen, dass die Fassade des Hinterhauses gestrichen wird, dass Außenfahrstühle und Balkone angebracht werden, dass die Stränge saniert werden und es möglich sein soll, Gasetagenheizungen einzubauen. „Kündigung wegen Eigenbedarf ist möglich“ steht in einer der Anzeigen. Dass der Milieuschutz dies bislang verbietet, wird nicht erwähnt.
Verschwiegen wird auch, dass die Baupläne laut Informationen der Bauaufsicht wieder zurückgezogen wurden.  Es wird behauptet eine Abgeschlossenheitserklärung für die Wohnungen liegt vor, obwohl diese laut Bezirk bislang noch nicht erteilt wurden.

Von einer Trockenlegung des Kellers und einer Instandsetzung des Daches ist in diesen Anzeigen natürlich nicht die Rede. 

Die WAX Hausgemeinschaft erwacht zu neuem Leben:
Doch die Hausgemeinschaft der Willibald-Alexis-Straße 34 (WAX) ist nicht untätig:
Sollten die Aktivitäten der letzten Jahre sich auf die Hausfrühstücke und die gemeinsame Kohlenbestellung sowie auf persönliche Kontakte beschränkt haben, beginnt eine neue Ära des  Engagement und der Solidarität.
Im Zuge der allgemeinen Bedrängung rücken wir wieder näher zusammen, insbesondere das Vorderhaus wird wieder zum aktiven Teil der Hausgemeinschaft.
Wir treffen uns regelmäßig und beraten uns.

Wir rücken zusammen und bekommen Unterstützung von außen:
Nach einem ersten öffentlichen Brief an den regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit,
eröffnen sich zahlreiche politische Kontakte, aber auch Kontakte zum Milieuschutz, zur Mietergemeinschaft, zu anderen Betroffenen-Initiativen, hier im Kiez, aber auch außerhalb. Das Thema Gentrifizierung (die Verdrängung ärmerer Menschen aus der Innenstadt) findet ein breites Medien-Echo.
Rückendeckung gibt uns der Bürgermeister von Kreuzberg und andere Politiker.
Wir gründen einen Verein, um unsere Interessen gebündelter vertreten zu können.

Und es entsteht eine Vision:
Wir bleiben alle!
Wir lassen uns nicht vertreiben!
Aber wir haben keine Lust mehr, ständig nur zu reagieren!
Wir übernehmen jetzt das Boot:
Wir kaufen uns das Haus zurück!

2004 wurde der Hausgemeinschaft vertraglich ein Vorkaufsrecht bei der Veräußerung zugesichert! Dass wir 2010 um dieses Recht betrogen wurden, ist ein Skandal!
Denn mittlerweile hat sich das Klima im Haus gewandelt:

Gemeinschaftlich und selbstbestimmt! Generationsübergreifend und solidarisch!

Familien und alternative Vorstellungen des solidarischen Älterwerdens wachsen und entstehen. Dazu brauchen wir verlässliche Strukturen!
Und wir sind bereit, dafür zu investieren!
Nicht, um unser persönliches Interesse an Privatvermögen zu befriedigen, sondern um gemeinschaftliches und selbstbestimmtes Leben und Wohnen zu bezahlbaren Konditionen hier in der WAX 34 zu sichern.

Das Interesse nachhaltig sichern! Über das Einzelinteresse hinaus!

Um die Möglichkeit der persönlichen Interessen auszuschließen, treten wir mit der Stiftung Edith Maryon, dem  Freiburger Mietshäusersyndikat sowie Genossenschaften in Kontakt. Die Kooperation mit diesen soll garantieren, dass die vom Haus beschlossenen Ziele nachhaltig gesichert werden, selbst wenn die Mieterschaft wechseln sollte.
Wir arbeiten an einem Haus- und an einem Finanzkonzept. Dafür begeben wir uns als absolute Laien in eine neue Welt in der plötzlich mit hunderttausenden und Millionen von Euros jongliert wird und wir stehen im Kontakt mit anderen Häusern, die diesen Weg bereits gegangen sind.
Erste Zusagen für Direktkredite lassen sich zusammentragen.

Verkaufsverhandlungen beginnen:
Gegenüber den Eigentümern haben wir unser Interesse durch unseren Anwalt, durch unseren Verein i.Gr. formuliert. Auch unser Bezirksbürgermeister unterstützt uns und hat die Moderation für Verhandlungen angeboten.
Jetzt liegt es an den Eigentümern, unser Kaufinteresse ernst zu nehmen und sich mit uns an einen Tisch zu setzen.

Da wir definitiv bleiben, werden sie sich von ihren Rendite-Träumen eh verabschieden müssen!
Ein erstes Interesse an Verhandlungen wurde durch informelles Gespräch geäußert, ein Termin in 14 Tagen wurde in Aussicht gestellt.

Drückt uns die Daumen, dass es sich hierbei nicht nur um eine Befriedungs-Strategie handelt!
Unterstützt uns auf unserem Weg zum WAW 34 -Hausprojekt!


Wie kann ich das WAX 34 Hausprojekt e.V. i.Gr. unterstützen?

Wie natürlich alle Vereine, brauchen wir zwei Dinge:
Aufmerksamkeit und Geld!

Werbung:

Erzähle deinen FeundInnen, NachbarInnen, KollegInnen von uns! Tritt unserer Gruppe bei Facebook bei!
Umso mehr Menschen von uns und unserem Projekt wissen, desto realistischer wird es für uns – und nicht nur für uns: wir hoffen auf eine gewisse Strahlkraft des Projektes und wünschen uns, auch andere Hausgemeinschaften zu inspirieren!

Geld:

Spenden:
Wir arbeiten ohne Bezahlung, aber hoffentlich nicht umsonst!
Trotzdem entstehen uns Kosten: insbesondere für unsere rechtliche Beratung.

Selbstverständlich nehmen wir gerne Deine Spenden entgegen.

Veranstaltungen wie Soli-Konzerte, Vokü und Soli-Zapfen sind in Vorbereitung!

Direktkredite:
Insbesondere brauchen wir im Moment Zusagen bzw. Absichtserklärungen für Direktkredite und Bürgschaften!
Wenn du Geld hast, das du uns zu einem symbolischen Zinssatz für eine gewisse Zeit zur Verfügung stellen kannst, zögere bitte nicht! Auch kleinere Beträge sind sehr hilfreich für uns!

Wie Kontakt aufnehmen????

Danke.

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